Migration Helden der Savanne

Die heimlichen Helden der Savanne

Millionen von Gnus, Zebras und Gazellen ziehen jedes Jahr durch die Serengeti. Riesige Elefantenherden bevölkern andere Nationalparks in Tansania wie Tarangire, Ruaha und Nyerere. Die Big Five stehen im Fokus jedes Safari-Touristen. Und doch sind all diese Tiere nur ein Teil des Lebens, dass diese Parks ausmacht. Man muss sogar sagen, nur der kleinere Teil. Denn es gibt eine Tierart, die nicht nur in der schieren Anzahl Zahl, sondern auch im Gewicht die Gesamtheit der Säugetiere in den Parks übertrifft: Termiten.

Termiten gehören zu einer vom normalen Touristen zwar wahrgenommenen, aber dennoch kaum beachteten Mikrowelt, ohne die das Leben in der Savanne völlig anders aussehen würde. Heuschrecken, Käfer, Ameisen sind weitere Vertreter, die aber von den zumeist unsichtbar lebenden Termiten in den Schatten gestellt werden. Gut, immer wieder wird man auf Safari-Bildern beeindruckende Erdhaufen sehen, die sage und schreibe bis zu acht Meter in die Höhe reichen können. Im Gegensatz zum weitverbreiteten Glauben, dass es sich hier wie beim Ameisenhaufen um eine Wohnstätte handelt, sieht man hier aber nur die Spitze des Eisberges. Denn dabei handelt es sich letztlich nur um die Klimaanlagen für das, was sich unter der Erde abspielt.

Denn das eigentliche Leben findet in riesigen unterirdischen Gang-Systemen statt, in denen es letztlich um die Erhaltung der Art, sprich um die Aufzucht von Nachwuchs dreht. Dafür benötigen die Termiten Nährstoffe, und bei der Bevölkerung eines Termitenstaates von bis zu 200.000 Exemplaren, in Einzelfällen sogar bis zu drei Millionen, kann man sich vorstellen, wie viel da jeden Tag gefressen wird. Meist in der Nacht schwärmen die Termiten aus, um abgestorbenes Pflanzenmaterial, Holz und Gräser zu sammeln und zu verzehren, wieder in den Bau zu gehen und den anaeroben Bakterien in ihren Mägen Zeit zu lassen, die Mahlzeit für den Körper verwertbar zu machen. Angesichts der Zahl von etwa 2900 verschiedenen Termitenarten ist es verständlich, dass es Spezialisierungen je nach Lebensraum gibt. Der reicht übrigens bis in die warmen Zonen Europas, so in Frankreich bis ins Gebiet von La Rochelle.

Um noch einmal zur Funktion der Hügel-Bauweise zurückzukehren. Es ist sicher leicht vorstellbar, dass so ein Termitenstaat infolge der normalen Stoffwechsel-Aktivitäten enorme Mengen an CO² erzeugt, die ja irgendwie an die Umgebung abgegeben werden müssen. Ein effektives Entlüftungssystem ist also überlebensnotwendig. Vielleicht waren es ja die Termiten, von denen die ersten Bergleute die Ideen für die Frischluftzufuhr in Bergwerken übernommen haben. Fakt ist, dass  die raffinierten Röhrensysteme in den Bauten nicht nur für den Luftaustausch, sondern auch für eine möglichst gleichbleibende Temperatur sorgen, bevorzugt 30 Grad Celsius, indem warme Luft meist an den Außenwänden nach oben steigt und kalte in der Zentralröhre nach unten strömt.

Die Termiten in den Savannen sind gleich aus mehreren Gründen wichtig für das Ökosystem. Sie sorgen dafür, dass Nährstoffe wieder dem Kreislauf zugeführt werden. Sie sind Nahrung für andere Tiere, wie den Erdwolf, der bis zu ein Kilogramm pro Nacht vertilgen kann. Aber auch Ameisen überfallen zuweilen Termitenhügel oder nisten sich gar in den Außenwänden ein. Ungenutzte Termitenhügel können etwa durch von Vögeln verstreute Samen zu Ursprüngen kleiner Wälder werden oder Pflanzen beherbergen, die normalerweise in der Savanne so nicht vorkommen würden, weil die dazu erforderliche Erde unter der Grasschicht liegt.